Miller High Life und der „Hausverstand“

Super Bowl naht. Das heißt: die amerikanische Werbebranche hat sich wieder fein herausgeputzt und „investiert“ trotz Wirtschaftskrise 3 Millionen Dollar für 30 Sekunden Airtime. Die Bierbrauer von Miller – das Bier schmeckt grauenvoll, nur so nebenbei – nützen den Super Bowl Hype nun mit einer Kampagne, die sich auf die unglaublichen Werbekosten bezieht, die unter anderem Konkurrent Anheuser-Busch ausgeben. Die Werbung ist also wieder mal selbstreferentiell unterwegs.

„Paying $3 million for a 30-second commercial makes as much sense as putting sauerkraut on a donut. Actually, even that makes more sense.“ Adage

Und weil man mit einer Sekunde im TV natürlich nicht wirklich viel anfangen kann, spielt Miller die Aktion hauptsächlich bzw. nebenbei im Web, wobei die Zugriffszahlen auf youtube nicht wahnsinnig berauschend sind.

Meiner Meinung nach ein interessanter Ansatz, der – zumindest einmal – funktionieren kann. Ich denke es ist ungewöhnlich genug um die Menschen neugierig zu machen, es passt in die Value-Positionierung von Miller und es ist stark gebrandet. Was denkt ihr dazu? Wie sieht es aus mit Recall, Recognition, Image und WOM und sonstigen Effekten?

Auch übrigens: Hier in Kanada interessiert sich niemand für American Football. Wenn gleichzeitig ein NHL Spiel der Vancouver Canucks wäre, dann würden sich wohl die Meisten dafür entscheiden.

Eine hab‘ ich noch…

Im nächsten Kapitel soll geht es dann übrigens wirklich darum, was virale Werbung eigentlich „ist“, woher sie kommt und was man sonst noch über sie sagen kann.

Ansonsten – ereignisreiche Woche: CV/Profile fertiggestellt und übersetzt, massig Gruppentreffen, Fragebogen erstellt, Werbewirkungsexperiment durchgeführt, Menschen kennen gelernt, ausgegangen und Spanisch gelernt.

Virale Werbung ist nicht gleich Branded Entertainment (oder etwa doch?). – Virale Werbung, Teil 6.

Zur Übersicht: Virale Werbung – Erwartungen zwischen Rezeption, Nutzung und Wirkung.

Wenn von Buzz-, Guerilla-, oder Viral-Marketing gesprochen wird, wird häufig die Unterhaltung der umworbenen RezipientInnen als wesentliche Komponente der angewandten Taktiken angeführt (vgl. WOMMA 2008b).

Die Verbindung von Marken mit Unterhaltungsprogramm ist nicht neu. Die Platzierung von Logos und Produkten in TV-Produktionen und Filmen ist als Product Placement bekannt und auch das Sponsoring von Sendungen ist kein Phänomen des 21. Jahrhunderts (Raney et. al. 2003: 39, Hudsen/Hudsen 2006: 490). Allerdings wird der Trend durch das Aufkommen von digitalen Videorecordern und der damit einhergehenden Mög-lichkeit, Werbespots zwischen Sendungen einfach auszulassen weiter vorangetrieben (vgl. ebd.: 40; vgl. Hollis 2007) und auch kritisiert (vgl. Fischermann/Hamann 2005).

Unter der vorausgesetzten Annahme, dass Werbung bei RezipientInnen unerwünscht sei, werden von Kommunikatoren zwei unterschiedliche Strategien verfolgt. Zum einen die Tarnung der persuasiven Absicht durch das bereits erwähnte klassische Product Placement und zum Anderen die Realisierung von eigenständigen Inhalten, die eng an die Marke geknüpft sind. Durch das vermutete Mediennutzungsmotiv „Unterhaltung“ soll hier also die „Werbereaktanz“ umgangen werden (vgl. Raney et. al. 2003: 40).
Kritisiert wird daran unter anderem, dass Branded Entertainment nur ein neuer Begriff für die zeitgenössische Form des Product Placement sei. So definieren Hudsen und Hudsen Branded Entertainment als

[t]he integration of advertising into entertainment content, whereby brands are embedded into storylines of a film, television program, or other entertainment medium. This involves co-creation and collaboration between entertainment, media and brands. (Hudsen/Hudsen 2006: 492)

Je nach Stärke der Integration der Marke in den Inhalt unterscheiden sie auf einem Kontinuum zwischen reinem Product Placement und Branded Entertainment. Dass die Grenze zwischen Produktplatzierung, Branded Entertainment und Schleichwerbung fließend ist und Marken sehr wohl verdeckt ganze Drehbücher bestimmen können, zeigen wiederholte Urteile gegen TV-Sender, die es mit der Trennung zwischen Inhalt und Werbung nicht so genau genommen haben (Hamann 2005).

Während also Guerilla-Marketing, Word-of-Mouth-Marketing und Viral-Marketing eher als umfassende Konzepte mit paradigmatischem Charakter verstanden werden können, kann Branded Entertainment als eine Taktik gesehen werden, die je nach Perspektive „Überraschung“ (Guerilla-Marketing), „Gesprächsstoff“ (Word-of-Mouth-Marketing) oder „Virus“ (Viral-Marketing) sein kann.

Literatur:

  • Fischermann, Thomas/Hamann, Götz (2005): Die ewige Werbepause. In: DIE ZEIT, Ausgabe 30, 21.07.2005. (zuletzt aufgerufen am 30.01.2009)
  • Hamann, Götz (2005): Der Skandal im Skandal. DIE ZEIT, Ausgabe 30, 21.07.2005. (zuletzt aufgerufen am 30.01.2009)
  • Hollis, Nigel (2007): Branded Content: More Than Just Showing Up.  (zuletzt aufgerufen am 30.01.2009)
  • Hudson, Simon/Hudson, David (2006): Branded Entertainment: A New Advertising Technique or Product Placement in Disguise? In: Journal of Marketing Management, 22. Jg., Heft 5/2006, 489-504.
  • Raney, Arthur A. et al (2003): At the movies, on the Web: An investigation of the effects of entertaining and interactive web content on site and brand evaluation. In: Journal of Interactive Marketing; 17. Jg., Heft 4/2003, 38-53.
  • Word of Mouth Marketing Association (2008b): Types of Word of Mouth Marketing. (zuletzt aufgerufen am 30.01.2009)

Heute in „Wunderschönes Kanada“: Snow-shoeing am Mount Seymour

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Normalerweise kann man mit dem Bus direkt vom Campus zum Mount Seymour, einem der drei Hausberge von Vancouver fahren. Am Wochenende ist das ganze mit mehrmaligem Umsteigen und einiger Zeit in Bussen verbunden. Beim Snow-shoeing schnallt man sich dann Schneeschuhe über die eigentlichen Schuhe über und wandert einige Kilometer bergauf in wunderschöner Schneelandschaft. Für diejenigen die mir jetzt am Liebsten eine verpassen würden weil ich nicht Skigefahren bin: 1) Seymoure ist nicht Whistler 2) Ausrüstung ist ziemlich teuer 3) Ich spare mein Geld für Hawaii im Februar (Aloha!).

Focusgruppen, Stone Age, Testing to Destruction und virale Verbreitung

Folgenden interessanten Clip über die Gefahren von Focusgruppen hat uns Joey Hoegg heute in Consumer Behaviour präsentiert.

Abgesehen davon, dass Focus Gruppen natürlich ihren Berechtigung haben – auch für ganz andere Dinge als das Testen neuer Ideen -, ist daran vor allem witzig, dass das Video aus Deutschland kommt. Von der DraftFCB Hamburg nämlich. Und von den 30.000 Views die das Video hat, kommt einer von meiner Professorin am anderen Ende der Welt. Irgendwie witzig.

Was „der“ Frau ihr Schuh, dass dem Mann sein …

Ein interessanter Spot gesehen bei den Damen und Herren von werbenews.at. (Credits gibt’s dort.)

Wäre das ein Kanditat für die Zitrone auf diestandard.at oder geht das, wenn Stereotype in beide Richtungen ausgeteilt werden, in Ordnung?

Von Wetter, Sperrstunden und anderen Dingen

Walter Gage Towers

In Vancouver ist es jetzt wieder so, wie es in Vancouver zu dieser Jahreszeit laut hier geborenen und aufgewachsenen Vancouverites normalerweise zu sein hat. Es ist unglaubwürdig warm (mit 7° momentan um ca. 15° wärmer als in Oberösterreich). Und es ist nass. Noch in Österreich hat mir jemand erzählt, dass man in Vancouver über 25 verschiedene Wörter für Regen kennen würde. Damals war ich mir noch nicht sicher wofür um alles in der Welt eine Kultur so viele Wörter für ein doch relativ simples Phänomen brauchen würde. Inzwischen – nach fast 10 Tagen am Campus – kann ich mir das schon besser vorstellen. Es ist jeden Tag anders „nass“. Mal ist es nebelig ohne Regen, mal Nebelig mit Wind und Regen, mal nieselt es fest, mal schwer, mal regnet es wirklich stark, mal tröpfelt es. Hauptsache es ist irgendwie nass. (Ich werde versuchen eine Liste der Wörter zu erstellen.)

Fail.

Nicht gerade eine Umgebung in der man seinen Schuhen beim Auflösungsprozess zusehen will. Das waren dann wohl die letzten K-SWISS die ich mir gekauft habe. Wenigstens weiß ich jetzt woher mein Schnupfen kommt und habe einen Grund mehr, wieder mal nach Downtown Vancouver zu fahren.
Heute in "Kulturelle Unterschiede": Schlange stehen

Wie schön, dass der Busbahnhof gleich vor der Tür meines Towers ist. Auf dem Foto zu sehen ist übrigens keine künstlerische Performance á la Freeze, sondern queuing, das hier in Vancouver obsessiv betrieben wird. Es fällt sogar den Neuseeländern auf, dass man sich hier sogar in der Bar oder im vollen Club für ein Getränk anstellt. In Österreich: völlig unvorstellbar.

Disziplin beim Fortgehen ist überhaupt so eine Sache hier in Kanada. Auf der einen Seite gibt es relativ strenge Alkoholvorschriften: Ausschank und Verkauf nur mit Lizenz, das heißt in Bars, Pubs und Liquor Stores. In vielen Restaurants hier kann man sich die Frage nach einem Gläschen Rotwein zum Essen definitiv sparen. Mir zwar egal – für spanische Touristen aber sicher ein Albtraum. Sperrstunde in den meisten Bars ist an manchen Tagen 0 Uhr, manchmal 1 Uhr, seltener 2 Uhr und in ganz wenigen Clubs 3 Uhr. Auf der anderen Seite steht dieser – wohl der Prohibition geschuldeten – Strenge ein unglaubliches Wachstum an Microbreweries und britische Pub- und Bierkultur entgegen. Dazu kommen Cometogethers, die ganz einfach schon um 5 Uhr beginnen und um Mitternacht in Volltrunkenheit enden. Binge drinking ist inzwischen ja auch in Österreich ein Begriff und die Konsequenz die die jungen Kanadier aus der relativ autoritären Ausgehpolitik ziehen. Für kontinentaleuropäische Studenten ist es jedenfalls ziemlich witzig zu sehen, wie plötzlich um Mitternacht oder Eins alle mehr oder weniger beeinflusst nach Hause gehen. Die Spanierinnen kämen in ihrem Land ja gerade mal vom Dinner.

(Virale Werbung ist nicht) Viral Marketing. – Virale Werbung, Teil 5.

Zur Übersicht: Virale Werbung – Erwartungen zwischen Rezeption, Nutzung und Wirkung.

Erste Erwähnung findet der Begriff „Viral Marketing“ nach Oetting (2006a) bei Rayport (1996), der damit die exponentielle Weiterverbreitung von Produkten und Informationen über interpersonelle Kommunikation – vor allem über das Internet – bezeichnete. Weltweit bekannt wurde das Konzept schließlich durch die Fallstudie über Hotmail von Juretson und Draper (1997). Hotmail, ein inzwischen von Microsoft aufgekaufter Anbieter freier E-Mail-Zugänge, erreichte innerhalb von 3 Jahren 40 Millionen registrierte BenutzerInnen für seinen E-Mail-Dienst (vgl. Helm 2000: 160). Die Strategie dahinter war eine vermeintlich einfache: An das Ende jeder über Hotmail verschickten Nachricht wurde die Zeile „Get your free email at Hotmail“ angehängt. Alle EmpfängerInnen eines Mails von Hotmail-MitgliederInnen erhielten diese Nachricht. Hotmail-KundInnen wurden also ohne ihr weiteres zutun zu VerkaufsagentInnen in ihren jeweiligen persönlichen Kommunikationsnetzwerken.

In weiterer Folge wurde Viral Marketing zum Synonym für all jene Strategien, die die interpersonelle Online-Kommunikation zur Verbreitung von Produkten und Botschaften verwendeten (vgl. Helm 2000: 159, Rosen 2005: 266).

Viral Marketing can be understood as a communication and distribution concept that relies on customers to transmit digital products via electronic mail to other potential customers in their social sphere and to animate these contacts to also transmit the products. (Rosen 2005: 159)

Neben dieser ursprünglichen, auf Online-Marketing bezogenen Verwendungsweise des Begriffes, gibt es allerdings zwei weitere Verwendungstraditionen, die kurz zu klären sind.

Vor allem im deutschen Sprachgebrauch (vgl. Oetting 2006a, Oetting 2007, Langer 2006: 218), aber auch bei englischsprachigen Autoren (vgl. Ferguson 2008: 180) wird virales Marketing als Überkategorie all jener Taktiken zur geplanten Erzeugung von Mundpropaganda angeführt, die auf virale Verbreitung setzen. Dazu gehört die Integration der viralen Verbreitung in das gesamte Produkt (wie bei Hotmail, Skype oder ICQ) ebenso wie rein kommunikative Maßnahmen zur Stimulation von on- und offline Mundpropaganda. Durch die zunehmende Bedeutung des Webs verschwimmen somit die Grenzen zwischen „offline“ Mundpropaganda-Marketing und viralem Marketing.

Eine weitere Bedeutung erhält Viral Marketing bei der WOMMA (vgl. 2008b) und anderen Autoren (vgl. Sernovitz 2007, vgl. Wilson 2002), die damit Kampagnen bezeichnen, bei denen unterhaltsame oder informative Botschaften dahingehend entwickelt werden, dass sie sich in exponentieller Form verbreiten. Die virale Verbreitung ist hier somit nicht auf das Produkt, sondern ausschließlich auf die Information bezogen.

Man kann also im wesentlichen drei völlig unterschiedliche Verwendungsformen für den Begriff „Viral Marketing“ unterscheiden:

  1. Viral Marketing als die Integration der viralen Verbreitung in das Produkt (z.B. ICQ, Skype).
  2. Viral Marketing als in Deutschland geläufiger Überbegriff für alles das irgendwie mit interpersoneller Verbreitung zu tun hat.
  3. Viral Marketing im Sinne der viralen Verbreitung von Botschafen – etwas, dass alleine noch kein Marketing ist.

Bei allen Unterschieden haben alle drei Verwendungsformen jedoch einen gemeinsamen Kern: die „Ansteckung“ der RezipientInnen durch eine Information, die dann an weitere Menschen im persönlichen Kommunikationsnetzwerk – oft elektronisch – weitergeleitet wird. Da sich die Produkte und Botschaften in dem aus Kommunikatorsicht erfolgreichen fall exponentiell verbreitet, hat sich die Virus-Metapher etabliert (vgl. Welker 2002: 3ff). Welker spricht in diesem Zusammenhang vom Paradigma der viralen Kommunikation, das im Gegensatz zur klassischen Offline-Mundpropaganda eine weitaus höhere Relevanz und Stärke besäße.

Viral Communication defines strategies that allow an easier, accelerated, and cost reduced transmission of messages by creating environments for an self-replicating, exponentially increasing diffusion, spiritualisation, and impact of the message. (vgl. ebd: 4)

Nächstes Thema: Branded Entertainment.

Literatur:

  • Ferguson, Rick (2008): Word of mouth and viral marketing: taking the temperature of the hottest trends in marketing. In: Journal of Consumer Marketing, 25. Jg., Heft 3/2008, 179-182.
  • Helm, Sabrina (2000): Viral Marketing – Establishing Customer Relationships by ‘Word-of-Mouse‘. In: Electronic Markets, 10. Jg., Heft 3/200, 158-161.
  • Langer, Sascha (2006): Viral Marketing – Mundpropaganda in der integrierten Kommunikation. In: Schwarz, Torsten/Braun, Gabriele: Leitfaden Integrierte Kommunikation. Wie Web 2.0 das Marketing revolutioniert.
    Torsten Schwarz (Eigenverlag): Waghäusel, 215-253.
  • Jurvetson, Steve/Draper, Tim (1997): Viral Marketing. http://www.dfj.com/cgi-bin/artman/publish/printer_steve_tim_may97.shtml (nicht mehr erreichbar)
  • Oetting, Martin (2006a): Was ist viral Marketing?
    (zuletzt aufgerufen am 12.01.2009)
  • Oetting, Martin (2007): Word of Mouth – The Power of Consumers?
    (zuletzt aufgerufen am 12.01.2009)
  • Rayport, Jeffrey (1996): The Virus Of Marketing. Fast Company. (zuletzt aufgerufen am 12.01.2009)
  • Rosen, Emanuel (2005): The Anatomy of Buzz: How to Create Word of Mouth Marketing. Currency.
  • Sernovitz, Andy (2007): Is viral marketing the same as word of mouth? (zuletzt aufgerufen am 12.01.2009)
  • Welker, Carl B. (2002): The paradigm of Viral Communication. In: Information Services & Use, 22. Jg., Heft 1/2002, 3-8.
  • Wilson, Ralph F. (2000): The Six Simple Principles of Viral Marketing.
  • Word of Mouth Marketing Association (2008a): An Introduction to Word of Mouth Marketing. (zuletzt aufgerufen am 12.01.2009)
  • Word of Mouth Marketing Association (2008b): Types of Word of Mouth Marketing. (zuletzt aufgerufen am 12.01.2009)

„In Vancouver gibt es normalerweise keinen Schnee …“

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Weil ich diesen Satz zuhause vermutlich hundertmal gesagt habe und wir ihn von anderen schon hundertmal gehört haben, kommt hier – sozusagen als historischer Nachtrag – ein Foto das Wolfgang netterweise mit meiner Kamera in seinem Domizil aufgenommen hat.