In Vancouver ist es jetzt wieder so, wie es in Vancouver zu dieser Jahreszeit laut hier geborenen und aufgewachsenen Vancouverites normalerweise zu sein hat. Es ist unglaubwürdig warm (mit 7° momentan um ca. 15° wärmer als in Oberösterreich). Und es ist nass. Noch in Österreich hat mir jemand erzählt, dass man in Vancouver über 25 verschiedene Wörter für Regen kennen würde. Damals war ich mir noch nicht sicher wofür um alles in der Welt eine Kultur so viele Wörter für ein doch relativ simples Phänomen brauchen würde. Inzwischen – nach fast 10 Tagen am Campus – kann ich mir das schon besser vorstellen. Es ist jeden Tag anders „nass“. Mal ist es nebelig ohne Regen, mal Nebelig mit Wind und Regen, mal nieselt es fest, mal schwer, mal regnet es wirklich stark, mal tröpfelt es. Hauptsache es ist irgendwie nass. (Ich werde versuchen eine Liste der Wörter zu erstellen.)
Nicht gerade eine Umgebung in der man seinen Schuhen beim Auflösungsprozess zusehen will. Das waren dann wohl die letzten K-SWISS die ich mir gekauft habe. Wenigstens weiß ich jetzt woher mein Schnupfen kommt und habe einen Grund mehr, wieder mal nach Downtown Vancouver zu fahren.
Wie schön, dass der Busbahnhof gleich vor der Tür meines Towers ist. Auf dem Foto zu sehen ist übrigens keine künstlerische Performance á la Freeze, sondern queuing, das hier in Vancouver obsessiv betrieben wird. Es fällt sogar den Neuseeländern auf, dass man sich hier sogar in der Bar oder im vollen Club für ein Getränk anstellt. In Österreich: völlig unvorstellbar.
Disziplin beim Fortgehen ist überhaupt so eine Sache hier in Kanada. Auf der einen Seite gibt es relativ strenge Alkoholvorschriften: Ausschank und Verkauf nur mit Lizenz, das heißt in Bars, Pubs und Liquor Stores. In vielen Restaurants hier kann man sich die Frage nach einem Gläschen Rotwein zum Essen definitiv sparen. Mir zwar egal – für spanische Touristen aber sicher ein Albtraum. Sperrstunde in den meisten Bars ist an manchen Tagen 0 Uhr, manchmal 1 Uhr, seltener 2 Uhr und in ganz wenigen Clubs 3 Uhr. Auf der anderen Seite steht dieser – wohl der Prohibition geschuldeten – Strenge ein unglaubliches Wachstum an Microbreweries und britische Pub- und Bierkultur entgegen. Dazu kommen Cometogethers, die ganz einfach schon um 5 Uhr beginnen und um Mitternacht in Volltrunkenheit enden. Binge drinking ist inzwischen ja auch in Österreich ein Begriff und die Konsequenz die die jungen Kanadier aus der relativ autoritären Ausgehpolitik ziehen. Für kontinentaleuropäische Studenten ist es jedenfalls ziemlich witzig zu sehen, wie plötzlich um Mitternacht oder Eins alle mehr oder weniger beeinflusst nach Hause gehen. Die Spanierinnen kämen in ihrem Land ja gerade mal vom Dinner.