Freunde des runden Leders, Afrikas und der gepflegten Vinyl-Behandlung vereinigt euch!

Wie du vielleicht weißt – oder auch noch nicht – bin ich bei einer Gruppe von 9 Personen (aus London und New York) die für eine Organisation namens “The Great Football Giveaway” Spenden sammelt. Wir fliegen im November nach Tansania um dort Fußbälle an Kinder in den entlegensten und ärmsten Teilen des Landes zu verteilen.

Es ist ganz einfach: Wir glauben, dass keinem Kind auf dieser Welt die Freude verwehrt bleiben sollte, (Fuß)Ball zu spielen. Es ist eines der einfachsten und spontansten Vergnügen die man haben kann. Auch ganz ohne Stadion, Fans und Millionenverträge. Oder wie Paul Clarke, der Gründer von “The Great Football Giveaway” sagt: „No kid should be denied the chance to kick a ball about. It’s one of life’s most simple pleasures.“

The Great Football Giveaway, das ist eine kleine NGO aus England, die es sich zum Ziel gesetzt hat so viele Fußbälle wie möglich in die Hände oder besser an die Füße von Kindern in armen, vom Tourismus unberührte und zum Teil von Krieg verwüstete Landstriche Afrikas zu bringen. Gemeinsam mit NGOs vor Ort hat das Projekt bisher 15,000 Bälle direkt an Schulen, Waisenhäuser und Kinder in Malawi, Angola, Uganda, Zambia, Ruanda und den Kongo gebracht. Die Teams sind dabei immer selbst organisiert. Ich habe mich über Blogs und Twitter mit acht anderen aus New York und London zusammengefunden. Gemeinsam sind wir nun ein Team bilden das von 4. bis 14. November nach Tansania fliegt.

Jeder Fußball mit Pumpe den wir an die Kinder in Tansania geben, kostet £10, also 12€. Unser nicht ganz bescheidenes Ziel ist 1350 Bälle in der Region zu verteilen, also £13.500 zu sammeln. Knapp £5.300 sind schon geschafft, mit der Party will ich dazu beitragen die £13.500 zu erreichen (Flug, Unterkunft, etc. zahlen wir natürlich selbst).

Nun habe ich mir gedacht, es wäre am vernünftigsten eine Fundraising-Party für mehrere Communities zu machen. Es geht um Fußball. Es geht um Afrika. Und es geht um Freude – also Feiern. Darum sieht das Programm so aus:

Am Montag, den 25.10. im Ragnarhof, ab 20:00.

20:30 – 21:30: Doku “The Great Football Giveaway”. 15,000 Balls, 5 Countries, An Epic Journey. This is football stripped of its money, marketing and celebrity.

„An inspiring film about football, kids & Africa. Brilliant!“ (Fußball-Legende Kenny Dalgish)

ca. 21:30 – 22:00: Kurzfilm „Girl Dreams“ (Antje Grothe, D 2010)

Die Mädchen aus dem Mathare Slum in Nairobi/Kenia trainieren auf einem staubigen Bolzplatz. Sie träumen davon, entdeckt zu werden. Die Chance ist gering, dennoch ist es oftmals ihre einzige Möglichkeit ihre Lebenssituation und die ihrer Familien zu verbessern.

Danach – The Great DJ Giveaway: Feinster Hip Hop / Funk / Soul / Breaks / Beats dargebracht vom DJ-Kollektiv „Frisch Saftig Stylish„.

Da das Ganze zum Spendensammeln gut ist, gibt es einen Eintritt/Spende von 4 € (oder gerne auch mehr, denn: je mehr Geld wir sammeln, desto mehr Bälle gehen nach Tansania). Falls du das Projekt gut findest und nicht kommen kannst, freuen wir uns auch hier sehr über deine Spende.

Hier geht’s zum Event auf Facebook. Also hinkommen und Leute einladen!

Auf nach Tansania

tgfg

Update: Wer will, kann nun hier spenden.

Manche von euch, die auf Twitter mitlesen, haben Neil’s Blogeintrag über „The Great Football Giveaway“ vielleicht schon gelesen. Bei diesem Projekt geht es darum Fußbälle direkt an Kinder in entlegenden und armen Gegenden in Tansania zu verteilen, die ansonsten nicht die Möglichkeit haben einen Ball in der Gegend herumzukicken.

The Great Football Giveaway from The Great Football Giveaway on Vimeo.

Als ich den Eintrag las war ich gleichzeitig schwer beeindruckt und „irgendwie“ skeptisch. Der Skeptiker in mir dachte ziemlich schnell daran was dieses Projekt alles nicht zu lösen im Stande war. Die Welt würde das kaum retten, Tropfen auf den heißen Stein etc. Ich kam schnell zur Einsicht, dass es wichtigere Probleme gibt, größere Dinge die sich ändern müssten damit Tansania (und eine Menge anderer Länder) Wohlstand schaffen und die Armut bezwingen könnte. „Es gibt ja wohl wichtigere Dinge als Fußball, oder? Klar, gibt es.

Auf der anderen Seite war ich aber intuitiv von der Idee begeistert. Sie ist einfach und gut… Ich bewundere ja Menschen die „Dinge machen“, die etwas zustande bringen. „The Great Football Giveaway“ und Neils Sprung in’s kalte Wasser ist genau so etwas.

Am Ende hat die Intuition gesiegt. Mir wurde klar, dass ich in die „Makro-Falle“ getappt war. „Länder“, „Reichtum“, „Armut“ – Dinge die ich auf der Skala – als Nicht-Gottspieler – unmittelbar wenig Einfluss habe, während die Kinder in Tansania jetzt Bälle zum Spielen brauchen. Beim „Great Football Giveaway“ geht es nicht darum die Welt zu retten. Es geht darum Kindern eine Freude zu machen. Ein wenig von dem das wir haben zu teilen, um Kindern in einer entlegenen und armen Gegend Tansaias die Freude an dem Spiel das die Welt im Sommer auf ihrem Kontinent gefeiert hat zu ermöglichen. Es geht um eine machbare Idee, die Leute braucht die sie umsetzen.

Soweit zu meinem Hintergrund. Ich werde mich einer Gruppe von Leuten aus London und New York, die ich großteils nicht persönlich kenne, anschließen und von 4. bis 14. November nach Tansania fliegen. Der Flug nach Dar es Salaam ist gebucht, Impfungen sind in Vorbereitung und – am allerwichtigsten – wir beginnen bald mit dem Sammeln der Spenden für die Fußbälle. Und dann geht es darum, so viele Bälle wie möglich direkt in die Hände der Kinder, in Schulen und Weisenhäuser in Tansania zu bringen. (Wir bezahlen die Flüge und Unterkunft selbst und sind für das Sammeln der Spenden für die Fußbälle selbst verantwortlich.)

Falls ihr die Aktion gut findet, dann leitet sie weiter, erzählt Freunden davon und überlegt euch schon mal ob ihr einen Ball spenden möchtet wenn das Fundraising beginnt. Ich freu‘ mich auf eure Unterstützung – falls ihr sonst etwas beitragen könnt oder möchtet, nehmt bitte einfach Kontakt auf. (wagner.thomas1 ät gmail punkt com)

Replik auf Kassaei, Demner, Kobza und Co: Wo bleibt der Nachwuchs in den Agenturen?

Am vergangenen Donnerstag fand im Redroom am Stubenring eine Diskussion zwischen Amir Kassaei, CCO der DDB Deutschland Gruppe und Mariusz Jan Demner, Chef der größten österreichischen inhabergeführten Agentur Demner, Merlicek & Bergmann zur Zukunft der Werbeagenturen statt. In relativ gemütlicher Runde gab sich dabei die gesamte Führungsriege der österreichischen Werbebranche ein Stelldichein.

Es wurde also viel geredet. über Veränderungen, Verrechnungsmodelle, die rosige oder weniger rosige Zukunft der Werbung, Apple, Obama und Marmeladen. Amir Kassaei wiederholte auch in Wien sein Mantra, wonach Werbeagenturen zu kreativen Unternehmensberatern werden müssten, um nicht in den Geschichtsbüchern zu landen. Demner sieht die Zukunft der Werbeagenturen rosig und weiß nicht von welchen Problemen alle sprechen. (Abgesehen davon, dass weniger verdient wird.)

Die Frage jedenfalls, wie die Werbebranche wieder in eine Position kommt, in der die Kunden auf Augenhöhe mit den Agenturen sprechen und in der auch wieder mehr Geld zu verdienen wäre, wurde an dem Abend mit dem Hinweis auf den „Anspruch“ den die Branche an sich selbst stellen müsste beantwortet.

Wie so oft ist es aber spannender sich anzusehen worüber nicht gesprochen wurde. Im Redroom war dies das Thema „Nachwuchs“. Zwar bemerkte Rudi Kobza dass die guten Jungen fehlen würden und auch Sebastian Loudon fragte Demner und Kassaei explizit welchen Nachwuchs man bräuchte – darauf eingegangen wurde allerdings nicht.

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Wo sind also die Jungen, die die Werbebranche wieder dort hinführen könnten wo sie sich in den 60ern wähnte? Die Frage die sich Herr Kobza stellt lässt sich eigentlich sehr einfach beantworten.

Wenn ich mich an den verschiedenen Fakultäten umsehe an denen ich studiere oder studiert habe, egal in welchem Land, dann stelle ich fest, dass die wirklich talentierten Leute die Innovatoren und Leuchttürme in ihrem jeweiligen Feld kennen. WIrklich motivierte Wirtschaftsstudenten kennen McKinsey, Booz, Apple, Microsoft oder junge Unternehmen die sich nie leisten könnten DDB zu engagieren, die IT-Nerds kennen die heißen Web-Start-Ups der jeweiligen Stadt, Google und co, die Designer kennen die „hot shops“ die großartige Dinge für kleine Unternehmen machen oder Game Studios und viele schlaue – als Beispiel für Orchideenfächer – Anthropologen wissen viel über sehr vieles. Aber DDB interessiert sie alle aller Voraussicht nach nicht. Und im Gegensatz zu oben genannten bemüht sich die Branche auch herzlich wenig um sie.

Worauf will ich hinaus? Viele der smartesten Leute die ich in den letzten Jahren persönlich oder durch das Lesen ihrer Blogs kennen gelernt habe arbeiten bei Google, bei Microsoft, bei Nokia oder bei McKinsey. Andere, bis oben hin mit Fähigkeiten die für die Branche nützlich wären, arbeiten lieber auf ihrem Institut für die ESA, streben Firmen wie AdaptivePath an oder machen gleich etwas ganz anderes – von Gedenkdienst, über Lehrer bis zu Entwicklungshilfe. Die, die in der Branche sind oder sich für sie interessieren schauen zu Unternehmen wie Anomaly, Droga5, RGA oder AKQA, wechseln in die PR oder bauen Innovatives auf. Was sie alle gemeinsam haben ist, dass sie ihr Hirn dafür einzusetzen wollen um etwas verändern, nicht um „nur“ Werbeideen zu generieren, in einer Branche die wenig bewegen kann und die – wie auch Tibor Barci erwähnt hat – noch dazu auf einer verstaubten Theorie aufgebaut ist.

Warum ist das so? Von den 60er Jahren bis in die 90er mag Werbung eine der treibenden kulturelle Kräfte gewesen sein. Definitionsmacht über Bedeutungen, conquest of cool, Rock&Roll und Mad Men. Heute hat die Spieleindustrie die Filmindustrie eingeholt, jeder kann immer kommunizieren („Really simple stuff with objects looks like magic. Really hard stuff with screens still just looks like media.“ – Russel Davies) und die Werbung ist nur noch ein kleiner, bei der Gesellschaft unbeliebter und für die meisten irrelevanter Teil der Creative Industries. Eine Branche die glaubt immer noch wahnsinnig interessant zu sein, der sich auf eine Werbeakademie als Nachwuchsschmiede verlässt wo viel mehr notwendig wäre und die – auch das sei gesagt – vergleichsweise miserabel entlohnt.

Klar, es ist immer noch ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man mit seiner Arbeit ein Millionenpublikum beeinflussen kann. Aber muss man dazu heute in die Werbung gehen? Wie viel von dem was die Werbung macht ist denn wirklich gesellschaftlich relevant? Bei wie viel von dem was da an „Kommunikation“ entsteht hat man das Gefühl an etwas großen beteiligt zu sein? Die Wahrheit ist: bei herzlich wenig. Darum, lieber Herr Kobza, interessieren sich die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen nicht für „Werbung“ an sich. Und darum fehlt Ihnen guter Nachwuchs in den Agenturen.


Update 1: Rudi Kobza war so freundlich mir auf Twitter zu antworten. Adaptiert zur besseren Lesbarkeit.

Kobza:

„mach dieselbe beobachtung. agenturen werden wieder interessanter werden. erlebs bei pr, strategy und digital. der einstieg in die agenturen wird aber auch von anderen bereichen als bisher kommen…“

Ich: Die Zukunft nicht im eierlegenden Wollmilchschwein, sondern in kleineren Spezialunternehmen? Wo sitzen dann die Strategen?

Kobza:

Sowohl als auch. Ich sehe 1. Spezialisten: machen Strategie und begleiten. Execution von Agentur oder Kundeninhouse, a la markenstern . Reines Consulting mit hoher Wertschaetzung. Gilt auch für Spezialisten rein digital, pr etc. Dann 2. Agenturen die im Kern Strategie, Big Idea Conception, Execution 360 und tägliche Idea Generation haben. Das die neuen Agenturen wo sich in meinen Augen noch eine große Konzentration abspielen wird. Und Kulturchange in den Agenturen. Dieser Agenturtypus hat sicher auch eine starke Agenturbrand, ist angesehen und wertgeschätzt weil top people. Auch durch laufendes proof of concept – große Kampagnen, Momentum, Innovation, Strategie, Performance etc. daily proofed. Ja und dann seh ich 3. die klassischen Kampagnenmacher die sich auf den Kern der Idee reduzieren. Da fallen mir jetzt schon manche Agenturen ein, die sich plötzlich im Wettbewerb mit freien Teams befinden. Meiner Ansicht zu eng. Die Kategorie der Executoren hab ich bewusst weggelassen weil die können vom Studio bis zum Kunden überall sitzen.

Fazit: 1. und 2. Find Ich persönlich interessant 1. Soll Markenstern, kobza integra abdecken. ad 2. wird sich Lowe GGK als eine der stärksten Agenturen hinentwickeln inkl digital.


Update 2: Die Antwort von Amir Kassaei

Das mit dem Nachwuchs stimmt. Ist aber wieder eine Bestätigung meiner These. Weil wir nichts mehr zu bieten haben, kommen auch nicht mehr die talentierten Leute.

Ich: Ich stimme der These ja zu. Aber für mich muss das auch mit einer Änderung im Recruiting einher gehen. Und das tut es nicht.

Ja, wobei ich sogar so weit gehe zu sagen dass think tank der modernen Prägung ohne Erbe aus der Kommunikationsbranche durchstarten müssen. Heißt auch ganz andere Jobprofile und Menschen. DDB ist und bleibt ein Kommunikationsdientleister das was ich meine hat aber nichts mit DDB zu tun. Auch nicht mit dem Berufsbild des Kommunikationsprofis.

Ich: Davon rede ich ja. Für „back to the roots“, ob als „Think Tank“, als „kreative Unternehmensberatung“ oder in einem Modell wo man Joint Ventures eingeht braucht man andere Leute als die Kommunikationsbranche. Und Wandel aus dem Inneren ist unmöglich?

Ja, weil KFZ Mechaniker dich nicht verstehen wenn du zum Mond willst. 😉

Eine hab‘ ich noch…

Im nächsten Kapitel soll geht es dann übrigens wirklich darum, was virale Werbung eigentlich „ist“, woher sie kommt und was man sonst noch über sie sagen kann.

Ansonsten – ereignisreiche Woche: CV/Profile fertiggestellt und übersetzt, massig Gruppentreffen, Fragebogen erstellt, Werbewirkungsexperiment durchgeführt, Menschen kennen gelernt, ausgegangen und Spanisch gelernt.

Heute in „Wunderschönes Kanada“: Snow-shoeing am Mount Seymour

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Normalerweise kann man mit dem Bus direkt vom Campus zum Mount Seymour, einem der drei Hausberge von Vancouver fahren. Am Wochenende ist das ganze mit mehrmaligem Umsteigen und einiger Zeit in Bussen verbunden. Beim Snow-shoeing schnallt man sich dann Schneeschuhe über die eigentlichen Schuhe über und wandert einige Kilometer bergauf in wunderschöner Schneelandschaft. Für diejenigen die mir jetzt am Liebsten eine verpassen würden weil ich nicht Skigefahren bin: 1) Seymoure ist nicht Whistler 2) Ausrüstung ist ziemlich teuer 3) Ich spare mein Geld für Hawaii im Februar (Aloha!).

Von Wetter, Sperrstunden und anderen Dingen

Walter Gage Towers

In Vancouver ist es jetzt wieder so, wie es in Vancouver zu dieser Jahreszeit laut hier geborenen und aufgewachsenen Vancouverites normalerweise zu sein hat. Es ist unglaubwürdig warm (mit 7° momentan um ca. 15° wärmer als in Oberösterreich). Und es ist nass. Noch in Österreich hat mir jemand erzählt, dass man in Vancouver über 25 verschiedene Wörter für Regen kennen würde. Damals war ich mir noch nicht sicher wofür um alles in der Welt eine Kultur so viele Wörter für ein doch relativ simples Phänomen brauchen würde. Inzwischen – nach fast 10 Tagen am Campus – kann ich mir das schon besser vorstellen. Es ist jeden Tag anders „nass“. Mal ist es nebelig ohne Regen, mal Nebelig mit Wind und Regen, mal nieselt es fest, mal schwer, mal regnet es wirklich stark, mal tröpfelt es. Hauptsache es ist irgendwie nass. (Ich werde versuchen eine Liste der Wörter zu erstellen.)

Fail.

Nicht gerade eine Umgebung in der man seinen Schuhen beim Auflösungsprozess zusehen will. Das waren dann wohl die letzten K-SWISS die ich mir gekauft habe. Wenigstens weiß ich jetzt woher mein Schnupfen kommt und habe einen Grund mehr, wieder mal nach Downtown Vancouver zu fahren.
Heute in "Kulturelle Unterschiede": Schlange stehen

Wie schön, dass der Busbahnhof gleich vor der Tür meines Towers ist. Auf dem Foto zu sehen ist übrigens keine künstlerische Performance á la Freeze, sondern queuing, das hier in Vancouver obsessiv betrieben wird. Es fällt sogar den Neuseeländern auf, dass man sich hier sogar in der Bar oder im vollen Club für ein Getränk anstellt. In Österreich: völlig unvorstellbar.

Disziplin beim Fortgehen ist überhaupt so eine Sache hier in Kanada. Auf der einen Seite gibt es relativ strenge Alkoholvorschriften: Ausschank und Verkauf nur mit Lizenz, das heißt in Bars, Pubs und Liquor Stores. In vielen Restaurants hier kann man sich die Frage nach einem Gläschen Rotwein zum Essen definitiv sparen. Mir zwar egal – für spanische Touristen aber sicher ein Albtraum. Sperrstunde in den meisten Bars ist an manchen Tagen 0 Uhr, manchmal 1 Uhr, seltener 2 Uhr und in ganz wenigen Clubs 3 Uhr. Auf der anderen Seite steht dieser – wohl der Prohibition geschuldeten – Strenge ein unglaubliches Wachstum an Microbreweries und britische Pub- und Bierkultur entgegen. Dazu kommen Cometogethers, die ganz einfach schon um 5 Uhr beginnen und um Mitternacht in Volltrunkenheit enden. Binge drinking ist inzwischen ja auch in Österreich ein Begriff und die Konsequenz die die jungen Kanadier aus der relativ autoritären Ausgehpolitik ziehen. Für kontinentaleuropäische Studenten ist es jedenfalls ziemlich witzig zu sehen, wie plötzlich um Mitternacht oder Eins alle mehr oder weniger beeinflusst nach Hause gehen. Die Spanierinnen kämen in ihrem Land ja gerade mal vom Dinner.

„In Vancouver gibt es normalerweise keinen Schnee …“

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Weil ich diesen Satz zuhause vermutlich hundertmal gesagt habe und wir ihn von anderen schon hundertmal gehört haben, kommt hier – sozusagen als historischer Nachtrag – ein Foto das Wolfgang netterweise mit meiner Kamera in seinem Domizil aufgenommen hat.

Im Westen viel Neues

Welcome to Vancouver

Anstatt Schnee gibt es heute also Regen. Auch sehr viel, auch sehr nass. Man gewöhnt sich sehr schnell an nasse Socken und Menschen die mit Gummistiefel über den Campus latschen.

Was hat sich also getan in den letzten Tagen?

Ich hab meinen Raum getauscht mit Nadeem, der mit seinen Freunden zusammenziehen wollte und jetzt einen Stock unter mir wohnt. Damit bin ich jetzt im obersten Stockwerk – im 17. um genau zu sein und habe nach wie vor den schönen Blick auf Vancouver. Von meinen Flat-Kollegen habe ich noch nicht so wahnsinnig viel gesehen. Ich weiß nur, dass ich mir eine Pfanne mitnehmen hätte sollen, aber das ist eine andere Geschichte.

Es gibt eine Menge zu tun hier am Campus. Sonntag Abend war ich mit Wolfi im Aquatic Center trainieren. Das Aquatic Center ist eines von 4 Fitness- und Sportcentern hier am Campus. Hier kann man als UBC Student von früh bist spät und Montag bis Sonntag schwimmen, saunieren und den Fitnessbereich benützen. Der Vorteil vom Aquatic Center? Es ist im Gegensatz zu den anderen Fitnessstudios hier gratis. Da das Center auch nur 10 Minuten zu Fuß weg ist, wird man mich oder uns dort auch noch öfter sehen. Ich mag Campus-Universitäten.

Essen waren wir dann im „Village“, wo es einen internationalen – bzw. asiatischen – Foodcourt gibt: japanisch, malaysisch, indisch, vietnamesisch, chinesisch und andere Köstlichkeiten auf wenigen Quadratmetern und sehr, sehr günstig. Eine Portion ausgezeichnet gewürztes malaysisches Curry an der ich fast 30 Minuten gegessen habe kostet hier mit Plastikgeschirr und Löffel $5.50, umgerechnet also weniger als 4 Euro. I’m lovin‘ it, sozusagen.

Am Montag war es dann Zeit für die ersten Kurse. Market Research ist ein dreistündiger Kurs, den wir Montag, Mittwoch und Freitag haben und der 2 Gruppenprojekte, 2 Tests und eine Menge Hausübung beinhalten wird. Da wir von Problemstellung bis multivariante Datenanalyse mit SPSS ungefähr alles machen werden, gehe ich davon aus, dass mich dieser Kurs wohl am Meisten beschäftigen wird. Der Prof. ist bislang sehr freundlich und extrem kooperativ – was soviel heißt als dass wir sogar seine Handynummer bekommen haben „if you are in serious trouble“. Danach kam gleich Consumer Behaviour bei JoAndrea Hoegg – wir können sie auch Joey oder, wenn wir lustig sein wollen, Dr. Ho nennen. Der Kurs hat auch drei Stunden und heißt offiziell Buyer Behaviour, aber da Menschen ja mehr machen als nur Kaufen – Stichwort: Identität, Herde, … – nennt sie es Consumer Behaviour. Hat im Deutschen mit „Verbrauchen“ zwar immer noch eine abschätzige Bedeutung, aber immerhin. Der Kurs beinhaltet die drei Kapitel psychologische Grundlagen, Entscheidungsprozesse und kulturelle Einflussfaktoren und deren Relevanz für Marketingstrategien. Klingt ziemlich nach rationalistischem Modelle-Basteln, aber nach der ersten Einheit bin ich mal optimistisch, dass es nicht so sein wird. Heute gleich anschließend habe ich meinen dritten Kurs, Promotion Strategy (oder Integrated Marketing Communications) – ein 4th year course und deswegen vermutlich auch jener in dem zum ersten mal auf der Probe steht inwieweit das was ich bisher gelesen, gelernt, ausprobiert und erfahren habe auch in nordamerikanischen Uni-Kursen bestehen wird. Die offiziellen Uni-Voraussetzungen erfülle ich mal nicht, aber als Austauschstudent hat man eben so seine Freiheiten. Der Prof. war ein paar jahre bei JWT und dann lange bei Unilever North America in der Consumer Division. Er sollte also durchaus Erfahrung mit Pitches, Planning und anderem Zeug haben. Ich bin schon gespannt. Die negative Seite anderen Kursen macht sich übrigens gerade auf meiner Mastercard-Abrechnung breit: 400 kanadische $ für 3 Bücher, wobei eines sogar gebraucht ist, sind nicht gerade wenig. Aber was will man machen – Literaturlisten werden hier einfach ernster genommen als in meinen bisherigen Studien.

Ansonsten: war gestern nach unserem international orientation program gleich die erste spontane Zimmerparty im Südturm beim Flo, einem anderen WU-Studenten hier. Es macht schon irgendwie Spaß, wenn sich Studenten aus Neuseeland, den USA, Spanien, Kanada und Österreich in einem kleinen Apartment versammeln. Ungewohnt für die europäische Abordnung: Die gehen hier alle um 1 ins Bett, eine Zeit in der man in Spanien und zum Teil auch in Wien noch immer nicht die Wohnung verlassen hat. Und weiters: In Kanada raucht man nicht. Man tut es einfach nicht. Kanadische Studenten können nicht verstehen wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, Zigaretten zu rauchen. Wenn hier von „smoke“ geredet wird, dann meint man homegrown Marihuana aus British Columbia, auf das hier alle fürchterlich stolz sind (nope – keine Erfarhungen damit).

In diesem Sinne werd‘ ich jetzt gleich mal meine auf güldernem Papier mit Platindruck verfassten Bücher zur Hand nehmen und lernen.